Warum essen Schweden nur samstags Süßigkeiten?
- Admin
- 25. Juni 2012
- 2 Min. Lesezeit

Lördagsgodis – Süßigkeiten nur samstags. Viele verknüpfen die schwedische Tradition „Süßigkeiten nur samstags“ mit einer guten Zahnpflege und gesunden Zähnen. Lördagsgodis ist aber eine relativ neue Erscheinung – erst in den 50er Jahren wurde die Idee populär. Aber nur wenige wissen, welche haarsträubenden Experimente hinter diesem Verhalten stecken. Die Patienten auf Vipeholm, einer Nervenheilanstalt mit Krankenhaus und Wohnungen für geistig Behinderte, aßen Süßigkeiten bis die Zähne verfaulten. Nicht weil sie süchtig nach Süßigkeiten waren – nein, die Vipeholmspatienten waren Teil eines Experiments, dass versuchte herauszufinden, ob Zucker Karies verursachte. 1942 hatten 99,99 % Schwedens zu behandelnde Karies. Statt für gesunde Zähne zu sorgen, beschäftigte sich die öffentliche Zahnfürsorge damit, Zähne zu reparieren oder einfach auszuziehen. Die für die Gesundheits- und Krankenpflege verantwortliche Behörde, Medicinalstyrelsen, erhielte deshalb den Auftrag, den Ursachen für Karies auf den Grund zu gehen. Doch es gab ein Problem. Die Forscher hatten eine These, die sie erproben wollten – sie planten, die Versuchspersonen mit Sahnebonbons zu füttern. Aber wer sollten diese Personen sein? Früher hatte man es mit Waisenhauskindern versucht, das war aber problematisch, weil es an Übersicht fehlte, den Konsum nachzuvollziehen. Die Patienten auf Vipeholm andererseits waren für diese Zwecke perfekt geeignet. Die Familien wohnten weit weg vom Krankenhaus und die Patienten selbst konnten nicht nein sagen […]. Manche waren körperbehindert, mussten im Bett liegen und gefüttert werden. Die Patienten würden also nicht weglaufen, sondern viele Jahre auf demselben Platz bleiben – ideal für eine schauerliche Testreihe. 20.000 Kilo Sahnebonbons, 8.000 Kilo Haselnussbonbons und 1.300 Kilo Schokolade. Mit so viel Süßigkeiten wurden die Patienten gefüttert. Ein speziell für diese Experimente hergestelltes Bonbon, der sogenannte Vipeholmskolan, wurde entwickelt, um extra gut auf den Zähnen zu haften. Während der vierjährigen Periode, in der die Patienten die Süßigkeiten aßen, wurden die Zähne üblicherweise nie geputzt. Natürlich kriegten sie Zahnfäule und damit auch fürchterliche Zahnschmerzen. Die Forscher aber waren zufrieden, sie hatten bewiesen, dass Zucker Karies verursachte. Die Kritik ließ nicht auf sich warten, aber nicht weil man mit geistig Behinderten experimentiert hatte. Die Forschung wurde angeklagt, von der Industrie gekauft geworden zu sein. Große Süßwaren-Hersteller hatten in die Experimente investiert und waren jetzt enttäuscht. Sie meinten nämlich, dass der Generaldirektor der Medicinalstyrelsen, Axel Höjer, ihnen gute Ergebnisse und keinen wirtschaftlichen Schaden versprochen hatte. Unter „gute Ergebnisse“ fiel also nicht das Ergebnis, dass die Bürger weniger Süßigkeiten essen sollten. Wegen der Kritik wurden die Experimente 1955 beendet. Heute sind die Experimente auf Vipeholm weltweit bekannt. Wenn Forschungsethik diskutiert wird, sind die Experimente ein häufiges Beispiel, da die Erkenntnisse immerhin zu besserer Zahnpflege und Zahnhygiene führten. Zahnbürsten gab es zwar schon, doch man förderte ab dann das Zähneputzen zweimal pro Tag. Statt ein bisschen jeden Tag, wurde empfohlen, Süßigkeiten nur einmal pro Woche zu essen, weil das besser für die Zähne war. Wahrscheinlich ist dies eine Geschichte, die einem im Gedächtnis bleibt, wenn man samstags sein Lördagsgodis is
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