Beliebtester Schwede im Ausland
- Dieter Weiand
- 25. Sept. 2012
- 4 Min. Lesezeit

Er ist einer der berühmtesten Schweden im Ausland überhaupt, jedenfalls wenn man von der Anhängerschaft in Facebook ausgeht. Dort hat er Hunderttausende von Anhängern, aber eigentlich hat er mit Schweden gar nicht so viel zu tun: Die Rede ist vom „Swedish Chef“ in der Puppen-Serie der Muppet-Show. Zwar gibt es offenbar einen Schweden, der für die Figur Modell gestanden ist, doch damit hören die Assoziationen auch schon auf. Auf der Suche nach dem typisch Schwedischen gibt es offenbar keine Antwort außer der, dass im Show-Business sowieso alles erlaubt ist. Ein Muppet und sein schwedisches Vorbild Der in Deutschland von der Muppet-Show bekannte dänische Koch ist eigentlich ein Schwede. In der amerikanischen Originalversion ist der chaotische Küchenbulle „The Swedish Chef“ und gerade für viele Amerikaner der Inbegriff alles Schwedischen, wie der Kulturjournalist Adam Svanell festgestellt hat: „Die amerikanische Zeitschrift ‚Slate‘ hat erst kürzlich einen großen Artikel über den schwedischen Koch veröffentlicht. Und was die Schweden mit ihm so verbinden. Dort konnten die meisten Schweden sich aber nicht richtig wiedererkennen. Da stellte ich mir die Frage, wie schwedisch ist der Typ eigentlich.“ Ausgelöst hatte die Debatte der Blogg der schwedischen Fremdenverkehrsbehörde Visit Sweden, wo ein richtiger Schwedischer Koch seinen Gastauftritt hatte. Als dieser ständig mit Fragen zu seinem Muppet-Kollegen genervt wurde, fielen die Antworten am Ende etwas gereizt aus. Schwedisches Vorbild? Dabei gibt es offenbar tatsächlich ein schwedisches Vorbild für den Muppet. Er heißt Lars „Kuprik“ Bäckmann und ist Koch, wo Schweden am schwedischsten ist – in Rättvik in der mittelschwedischen Provinz Dalarna. Bäckmann erzählt Radio Schweden, wie es dazu kam: „Ich kam 1968 nach Kalifornien und arbeitete da als Koch für ein schwedisches Restaurant mit dem Namen ‚Viking Horn‘. Alle haben es ‚Horny Viking‘ genannt. Da waren viele Studios in der Nähe, unter anderem das der CBS. Leute von dort wollten einmal, dass ich in einer Sendung schwedisches Essen präsentiere. Ich komme also ins Studio von Paramount mit viel Publikum und bin total nervös. Der Countdown läuft, und ich soll live auf Sendung gehen, und erklären, wie man ‚gravad‘ Lachs macht. Und da stehe ich nun und bringe kaum ein Wort weder auf Englisch noch Schwedisch raus. Das wurde nur ‚hållabålla swedish sandwich‘. Das war ein totales Fiasko.“ Auf der Suche nach Charakteren Doch dieses Fiasko war offenbar genau das, was die Macher um den Muppet-Schöpfer Jim Henson dann später gesucht haben, wie Lars Bäckmann weiter erzählt: „Später 1976 arbeitete ich dann als Koch in dem Fernsehstudio, wo sie auch Sesamstraße produziert haben. Die Leute dort wollten was Neues machen und arbeiteten an der Muppet-Show. Ich hatte langes blondes Haar, Koteletten und einen Schnauzer. Der Chef dort war von Dänemark. Und wir haben uns dann immer auf skandinavisch unterhalten. Da schauten uns die Leute immer sehr merkwürdig an. Und da war auch jemand dabei, der nach Charakteren für die Puppenshow suchte. Das hat ihn dann wohl inspiriert. Später haben mir dann Kollegen erzählt ‚Lars die haben dich als Muster verwendet‘.“ Der Journalist Adam Svanell bezweifelt diese schöne Geschichte jedoch. Er hat die Fakten nachgeprüft und festgestellt, dass die Behauptungen Bäckmanns zeitlich nicht ganz stimmen können. Warum der Schwedische Koch Schwede ist, kann auch Svanell nur vermuten: „Ich bin der Sache auf den Grund gegangen. Das war mehr oder weniger ein Zufall, dass es ein Schwedischer Koch wurde. Die Macher haben auch über einen Deutschen oder auch Dänen gescherzt. Dann wurde es irgendwann ein Schwede. Aber die Züge sind mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Der Koch könnte auch Däne, Norweger oder Deutscher sein.“ Auf der Suche nach dem typisch schwedischen Es wird in den Zeiten von Globalisierung und Internationalisierung immer schwieriger, nationale Eigenheiten auszumachen oder gar zu definieren. Mit der Frage nach dem typisch Schwedischen beschäftigen sich mittlerweile ganze Bücher, ohne eine schlüssige Antwort geben zu können. „Nationale Eigenheiten sind meiner Auffassung viel Einbildung. Als Mensch braucht man einfach das Gefühl der Zugehörigkeit. Man will sich identifizieren und sagen ‚das ist typisch Schwedisch‘“, so Svanell. Schwedenbild hat gelitten In anderen Ländern ist oft entscheidend, welches Bild andere Medien wiedergeben. Was die Reputation Schwedens im Ausland angeht, so hat auch Svanell festgestellt, dass sich das Schwedenbild derzeit eher zum Schlechteren hin verändert hat. „In letzter Zeit hat es viele negative Portraits von Schweden in ausländischen Medien gegeben. So hatte Fox eine große Geschichte über die Islamisierung Schwedens. Mir ist das dann in den USA aufgefallen, als ich dort war. Da haben die Leute Schweden nicht mehr mit Abba oder Zlatan assoziiert sondern ich habe zu hören bekommen ‚ihr habt viele Muslime und mögt keine Juden‘. Das Bild von Schweden in den Medien hat sich verändert.“ Darüber brauchten sich die Macher der Muppet-Show keinen Kopf zu machen. Sie wollten einfach einen herrlich chaotischen Küchenchef, und die Wahl fiel dann auch einen Schweden. Auch Vorbild Lars Bäckmann ist sich klar darüber, dass der Schwedische Koch nur in der Einbildung der Macher der Muppet-Show schwedisch ist: „Nicht mehr als dass sie finden, dass Schwedisch so klingt“, sagt Bäckmann. Der Koch betreibt mittlerweile eine Catering-Firma in Dalarna und tritt dann manchmal wie sein berühmter Muppet-Kollege auf. Auf diese Weise ist die Puppe Teil von Lars Bäckmann und damit wohl auch schwedisch geworden.
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