Neu: Bettler in Schweden
- Admin
- 13. März 2014
- 2 Min. Lesezeit
Lange Zeit war der Anblick von Bettlern im Wohlfahrtsstaat Schweden eine absolute Seltenheit. Doch das ist Vergangenheit, und es mehren sich schon länger Klagen über das zunehmende öffentliche Betteln. Viele Leute sehen die Erweiterung der EU in den Jahren 2005 und 2007 als Grund für die Bettelarmut. Man spricht, ähnlich wie zum Teil in Deutschland, von „Sozialtourismus“. Soll heißen, Menschen reisen eigens nach Skandinavien, um zu betteln. Häufig sind es Roma aus Südosteuropa. Es wird befürchtet, dass die Bettler in Banden organisiert sind, wo ein „Zuhälter“ das Geld sammelt.

Die schwedische Staatsanwältin Christina Voigt sagt, dass die Tätigkeit des Bettelns nicht ungesetzlich ist, so lange keine Beweise vorliegen, dass die Bettler gegen ihren Willen handeln. Auch sie sieht in der Osterweiterung der EU die Erklärung für die erhöhte Bettelei in Schweden. Alle EU - Bürgern dürfen frei innerhalb der Union reisen. Das Phänomen ist in verschiedenen schwedischen Städten augenfällig. Das schwedische Gesetz verbietet es den Bettlern in gewissem Maß, dauerhafte Zeltlager zu errichten. Vielen Bettlern wird eine kostenlose Rückreise nach Rumänien angeboten. Das ist jedoch eine kurzfristig Lösung, weil viele nach Schweden zurückkehren wollen, sagt Anna Johansson von der Stockholmer Stadsmission, einer Hilfsorganisation für Obdachlose. Dass viele Roma lieber in Schweden betteln als in Rumänien zu bleiben, ist für Anna Johansson nicht verwunderlich. Neulich war sie in Rumänien und hat beobachtet, dass die Roma in Rumänien einem strukturellen Rassismus ausgesetzt seien. Freiwilligenorganisationen wie die Stockholmer Stadsmission versuchen, alternative Lebensgrundlagen für die Bettler zu finden. Im norwegischen Oslo verkaufen die Bettler ein Obdachlosenmagazin ähnlich dem deutschen „fifty-fifty“. Anna Johansson schlägt vor, dass Campingplätze, die im Winter leer sind, Roma aus Osteuropa Platz bieten sollten. Diese Maßnahme würde darauf abzielen, eine Situation mit illegalen Zeltlagern zu vermeiden. Die Zahl der Bettler aus der EU in Schweden wird von Freiwilligorganisationen auf ungefähr 1000 Personen geschätzt. Von Jonathan Röhss
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