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Das Zauberwort

  • Autorenbild: Admin
    Admin
  • 11. Juni 2015
  • 2 Min. Lesezeit

Geht es Ihnen auch so? Man kann den Begriff „nachhaltig“ ja schon fast nicht mehr hören, so nachhaltig wird er seit Jahren propagiert. Kaum ein Unternehmen, das auf seiner Homepage nicht an prominenter Stelle über seine Nachhaltigkeitskonzepte berichtet. Neben dem Geschäftsbericht gibt es einen Nachhaltigkeitsbericht – der voraussichtlich ab 2016 vielen Unternehmen sogar gesetzlich vorgeschrieben wird. Es gibt Indexe und Ranglisten über die nachhaltigsten Unternehmen, aber auch Negativlisten über Unternehmen, die an Engagement zu wünschen übrig lassen. Nichts ist eben so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, das wusste schon Victor Hugo. Eine entscheidende Wegbereiterin war die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. Die Brundtland-Kommission der UN definierte 1987: „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Dieser Grundgedanke ist bestechend einfach und für jedermann nachvollziehbar. Zum Erfolg des Nachhaltigkeitsgedankens hat aber sicherlich entscheidend beigetragen, dass er auch ökonomisch sinnvoll ist. Zum einen führen Anstrengungen etwa zu verbesserter Effizienz von Maschinen oder zu reduziertem Rohstoffverbrauch und damit unmittelbar zu Kosteneinsparungen. Zum anderen ist mit der allgemeinen Akzeptanz des ökologischen Gedankens auch das Vertrauen der Kunden darin, dass das Unternehmen umweltbewusst arbeitet, immer wichtiger geworden. Spätestens wenn der Wettbewerber sich über das Thema profiliert, kommen ökonomische Zwänge ins Spiel. Grünfärberei: die riskante Versuchung Heute findet die Benennung „Nachhaltigkeit“ für eine Vielzahl von Konzepten und Produkten Verwendung, und das eben auch bei ausgemachten ökonomischen Interessen, weshalb an dem Ausdruck in den Augen mancher inzwischen ein etwas „zweifelhafter Ruf“ klebt. Nicht selten zielt die Kritik auf Methoden des sogenannten Greenwashing. Gemeint sind PR-Methoden, die darauf ausgelegt sind, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt. In der Regel stellt das Unternehmen einzelne umweltfreundliche Aktivitäten mit erhöhtem PR-Aufwand öffentlich heraus, etwa in Presseaktionen oder Werbeanzeigen. Häufig sind die dabei getroffenen Einzelaussagen – zum Beispiel über ein neues, umweltfreundliches Produkt – für sich genommen korrekt, betreffen aber nur einen geringen Teil der Unternehmensaktivitäten, während das Kerngeschäft umweltverschmutzend bleibt. In Zeiten einer äußerst aufmerksamen Öffentlichkeit und der Möglichkeiten von Shitstorms im Internet ist das allerdings eine sehr riskante Strategie, die massiv nach hinten losgehen kann. Schwein aus ökologischer Landwirtschaft in Schweden.

Foto: Miriam Preis, Imagebank Sweden Insgesamt aber kann man bilanzieren: so lange es eine Winwin- Situation ist, bei der Unternehmen wirtschaftlich profitieren und zugleich Umwelt und Gesellschaft, bleibt das Konzept der Nachhaltigkeit in all seiner Vielschichtigkeit unterm Strich ein Riesenerfolg. Wie arbeiten schwedische Unternehmen aktuell mit dem Thema? Wir haben uns das bei drei Konzernen einmal angesehen: SCA, Alfa Laval und Atlas Copco. Zunächst fallen ein paar wiederkehrende Themen auf, die für die Unternehmen zur Nachhaltigkeit gehören: Umwelt, die Mitarbeiter, die Gesellschaft, Menschenrechte, Ethik und Korruption. Auf den Webseiten finden sich ausführliche Darstellungen, wie man am Ziel der Nachhaltigkeit arbeitet und wie man etwa auch das Personal ausbildet. Alle Unternehmen verweisen auch auf ihre Bemühungen um Sicherheit am Arbeitsplatz. Im Einzelnen gibt es dann aber doch signifikante Schwerpunkte. SCA: weltweite Hygieneaufklärung und nachhaltige Forstwirtschaft

Tork, TENA, Zewa, Tempo und Danke – das alles sind Marken der Svenska Cellulosa AB, kurz SCA. Mit seinen Körperpflege-, Hygienepapier- und Forstprodukten erwirtschaftet der Konzern gut 11,4 Milliarden Euro und beschäftigt 44.000 Mitarbeiter. Deutschland ist der größte Markt für SCA. Mit 2,6 Millionen Hektar Wald ist SCA der größte private Waldeigentümer in Europa. Dass diesem Wald nicht mehr Holz entnommen wird, als zeitgleich nachwächst, ist da fast schon eine ökologische Selbstverständlichkeit. SCA hat verschiedene Nachhaltigkeitsziele für die Umwelt und Menschen. Bei letzteren spielt die Hygiene und damit die Gesundheit der Menschen eine zentrale Rolle. So informierte SCA allein im letzten Jahr 2 Millionen Menschen über Hygiene; u.a. wurden Mädchen in Siedlungen außerhalb von Kapstadt zusammen mit der UN-Organisation WSSCC über Hygiene und Menstruation instruiert. Bei der Umwelt fokussiert SCA auf die Themen Klima und Energie, Wasser und Zellstoffgewinnung und Artenvielfalt. So wurde z.B. in ein Biokraftstoffwerk in Finnland investiert. Die SCA-Fabrik in Nokia kann dadurch ihre Emissionen um 20.000 Tonnen pro Jahr herabsetzen und ist nicht länger von russischem Erdgas abhängig. SCA gehört nach Erhebungen des amerikanischen Ethisphere-Instituts zu den ethischsten Unternehmen weltweit. Alfa Laval: Drei Schwerpunktfelder Alfa Laval ist ein globales Unternehmen mit Hauptsitz in Lund und einem breiten Tätigkeitsfeld. Der Konzern stellt u.a. Pumpen, Ventile und Wärmeübertragungssysteme her, die bei der (Bio)-Kraftstoffproduktion ebenso eingesetzt werden wie in der Lebensmittelindustrie oder in der Abwasserbehandlung. Über 1.900 Patente belegen die Innovationskraft des Konzerns. Die Produkte tragen zur Energieoptimierung und zum Umweltschutz bei und reduzieren die Auswirkungen industrieller Prozesse auf die Umwelt. In seiner Nachhaltigkeitsstrategie fokussiert Alfa Laval auf einige spezifische Bereiche, die „Vital Few“. Für den Umweltbereich sind das drei Aspekte. 1. Die Sicherstellung einer optimalen Kontrolle über den Gebrauch von Chemikalien. 2. Die Gewährleistung, dass neue Produkte eine geringere Auswirkung auf die Umwelt haben, als die Produkte, die sie ersetzen. 3. Die Reduktion der CO2-Emission bei Herstellung und Transport. 2014 untersuchte man, welche Auswirkung die Produkte auf die Umwelt hatten. 71 Produkte ersetzten frühere Produkte und 69 von diesen hatten zwischen 1,5 bis 52 % niedrigere Auswirkungen auf die Umwelt, als die Produkte, die sie ersetzten. Ein anderes Beispiel: Alfa Laval installierte seine eigenen Plattenwärmeüberträger in der Fabrik in Lund. Diese sparen jährlich gut 150.000 Euro und reduzieren die CO2-Emission um 140 Tonnen, das entspricht 141 Reisen zwischen Kopenhagen und New York. Atlas Copco: Nachhaltige Produktivität Mit einem Umsatz von über 10 Milliarden Euro und 40.000 Angestellten gehört Atlas Copco zu den größten schwedischen Unternehmen. Atlas Copco ist in vier Geschäftsfeldern tätig; Kompressortechnik, Industrietechnik, Bergbautechnik und Bautechnik. Ein Unternehmen also, das man vielleicht spontan nicht mit Nachhaltigkeit verknüpfen würde. Aber Atlas Copco ist die Nummer 27 auf der Corporate Knights Liste über die Hundert nachhaltigsten Unternehmen der Welt, findet sich auf dem Dow Jones Sustainability World Index und der FTSE4Good Index Series. Der Konzern hat den Begriff sogar zu seinem Unternehmensclaim gemacht: Sustainable Productivity. Die Formulierung „Nachhaltige Produktivität“ wird auf diese Weise eng mit dem Firmennamen verbunden. Ähnlich wie bei Alfa Laval ist hiermit zunächst die Konzentration auf technische Innovationen gemeint, die Rohstoffe schonen und so der Umwelt nützen. So werden die Kompressoren immer effizienter und verbrauchen mit jeder Entwicklungsstufe deutlich weniger Energie. Sie helfen aber auch indirekt, Energie und beispielsweise Wasser zu sparen. Beim Bau eines Kühlturms in Köln konnte man mit dem Einsatz von Turbokompressoren und -expandern viel Wasser sparen. Zudem wurde Regenwasser genutzt und ein Kühlwasserkreislauf geschaffen. Das Atlas Copco Forschungs- und Entwicklungszentrum im chinesischen Nanjing ist ein grünes Gebäude, das 32% Energie einspart und 45% weniger Wasser verbraucht als ein herkömmliches Gebäude. Es wurde mit dem Gold/Silber LEED Zertifikat des amerikanischen Green Building Council ausgezeichnet. Doch neben diesen umwelttechnologischen Aspekten hat Atlas Copco auch die Menschenrechte im Blick. Der Konzern produziert und verkauft weltweit und auch in Ländern, in denen Menschenrechte verletzt zu werden drohen. Atlas Copco stützt und achtet alle Menschenrechte und erstellt insbesondere in den kritischen Ländern regelmäßig Auswertungen und Analysen. Kunden und Geschäftspartner werden bei der Verbesserung der Menschenrechtssituation aktiv unterstützt. Water for all” schließlich ist ein Projekt, das von zwei Atlas Copco Mitarbeitern 1984 gestartet wurde und

bis heute existiert. Mitarbeiter können Geld von ihrem Lohn an das Projekt spenden und Atlas Copco gibt den gleichen Teil dazu. Das Projekt gab bis heute mehr als 1,5 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die drei Beispiele zeigen: das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit ist – zumindest für schwedische Unternehmen – offenbar mehr als eine Mode oder ein Lippenbekenntnis. Es wird zum Orientierungsbegriff, an dem sich Ingenieure und Entwickler messen lassen müssen. Und setzt so auch ganz konkrete wirtschaftliche Impulse. Wie war das? Nichts ist so mächtig, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist…

 
 
 

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