Anders Zorn
- Admin
- 10. Juli 2015
- 2 Min. Lesezeit
In Deutschland ist Anders Zorn eher unbekannt, obwohl er auch hier intensiv gewirkt hat. Doch nicht nur als Maler und Bildhauer war Zorn tätig. In Stockholm gibt es nun eine Ausstellung über seine bisher unbekannten Fotografien zu sehen.
Von Natascha Jendreiko
Anders Zorn gilt als Schwedens internationalster Künstler. Geboren wurde er am 18. Februar 1860 in Yvraden bei Mora als Sohn einer schwedischen Saisonarbeiterin und eines deutschen Brauers. Seine Eltern waren jedoch nicht verheiratet und
Vater lernte Zorn nie kennen. Auf Grund der schwierigen beruflichen Situation wuchs Zorn bei seinen Großeltern auf. Schon mit 15 Jahren begann er ein Kunststudium an der königlichen Akademie der Künste in Stockholm. Finanziert wurde das Studium durch das Erbe seines Vaters und durch die Unterstützung der Deutschen Brauereigesellschaft in Stockholm. Sein Aquarell „In Trauer“, das 1880 in einer Studentenausstellung präsentiert wurde, brachte ihm erstmals größere Aufmerksamkeit. Nach seiner Grundausbildung in Stockholm begab er sich für mehrere Jahre auf Reisen, besonders nach Spanien und England. Hier entstanden Bilder wie „Sommervergnügen“ oder „Liebes-Nymphe“. Er erlangte durch diese Bilder weitere Aufmerksamkeit und wurde so zu einem renommierten Künstler. 1888 ließ er sich mit seiner Frau vorerst in Paris nieder, wo er Kontakt zu weiteren bekannten Künstlern bekam. Hierunter war zum Beispiel auch Max Liebermann. Von Paris aus startete er immer wieder zu weiteren Reisen, beispielsweise auch in die Türkei. Die Sommer verbrachte er mit seiner Frau allerdings immer im schwedischen Schärengarten, der ihn zu seinen Meisterwerken „Der Dornbusch“ oder „Sommerfrische“ inspirierte. Ab 1890 bemühte er sich auch, auf dem deutschen Kunstmarkt Fuß zu fassen. Sein Aquarell des Hamburger Hafens war ein Auftrag des Kunsthallendirektors Alfred Lichtwark. Jedoch wurde das Werk erst 1901 gezeigt. Trotzdem schaffte er es, in anderen deutschen Städten wie Berlin, Dresden oder München auszustellen. Nach seiner Rückkehr nach Schweden konzentrierte er sich auf die Landschaftsmalerei, Portraits und Aktmalerei. Zudem wurde er wieder bildhauerisch tätig. Die Skulptur Gustav Vasas im Lübecker Rathaus ist zum Beispiel eines dieser Werke. Nach seinem Tod am 22. August 1920 vermachte er sein Erbe dem schwedischen Staat mit der Prämisse, ein Kunstmuseum in seinem Haus in Mora zu eröffnen. Nicht nur seine Kunst sollte dort ausgestellt werden, sondern auch die zahlreicher internationaler Künstler. Heute ist das Museum die weltweit größte Zorn-Sammlung, immer wieder finden aber unterschiedliche Wechselausstellungen verschiedener Kunstrichtungen statt. Der Großteil seiner gemalten Werke lässt sich zweifelsohne dem Impressionismus zuordnen. Jedoch unterscheiden sich seine Bilder in einigen Punkten von denen des französischen Impressionismus. Oft sind die Farben blass, besonders farbenfroh sind sie selten. Ihnen fehlt die Leichtigkeit. Seine Motivwahl ist vom oft rauen Alltag geprägt, dabei scheint er regelrecht gierig nach Realität zu sein. Dies machte ihm aber auch zu einem Paradebeispiel für die schwedische Heimatmalerei. Er förderte die alten Sitten und Traditionen und unterstützte die alte, bodenständige Kultur. Dies schafft er eben besonders durch die realitätsnahe Darstellung alltäglicher Szenen. Die Atmosphäre, das Licht und das Wetter spielen hierbei eine große Rolle. Anders Zorn war allerdings auch als Portraitmaler äußerst erfolgreich. Bei seinen Reisen in die USA fertigte er zahlreiche Portraits von Bankern, Industriellen oder auch Politikern an, die ihm im besonderen Maße zu seinem Wohlstand verhalfen. Nachdem die Fotografie auch für eine breitere Masse zugänglich wurde, bediente sich auch Anders Zorn dieses Mediums. Zum einen fotografierte er, um Vorlagen für
seine Bilder zu haben. 1960 jedoch fand der Regisseur Staffan Lamm im Anwesen Zorns eine Vielzahl an Fotografien. Nicht alle waren nur Vorlagen für seine Malerei. Ein Teil könnte als Reisefotografie gelten. Bilder aus Krakau oder vom Mittelmeer. Oft sind hierauf aber auch fremde Personen zu sehen, die Geschichten zu erzählen scheinen. Wie etwa zwei junge jüdischen Männer. Ihre Individualität ist gekonnt in den Fotos eingefangen worden. Zahlreiche Fotos zeigen auch ihn selbst, seine Familie und seine Hunde. So ergibt sich ein neuer Einblick in das Leben des Künstlers. Die Fotos von fremden Frauen im Schärengarten sind möglicherweise ein spezieller Blick auf Frauen. Die Frauen sind beliebig, die Fotos zeigen sie in einfachen Situation beispielsweise dem Baden oder Sonnen. Ihre Körper scheinen allerdings im Mittelpunkt zu stehen, wie Studien von Frauenkörpern. Eine Mischung aus Unschuld und Voyeurismus? Auch die Fotos von Frauen in Bordellen scheinen einen etwas anderen Blick auf den Maler zu werfen. Ist es nur die Suche nach der weiblichen Schönheit, die ihn in diese Etablissements zog? Gegensätzlicher könnte es nicht sein: seine nationalromantischen Bilder der schwedischen Heimat und die Gegenwartsdarstellung durch die Fotos. Per Hedström jedenfalls, Kurator der aktuellen Ausstellung der Fotos im Fotografiska Museum Stockholm ist sich sicher, dass diese Fotos eine ganz eigene künstlerische Qualität haben und nicht nur Vorlagen seien. Ob sie nun ein bestimmtes Verhältnis zu Frauen beschreiben oder Reisefotos und Vorlagen sind, sehenswert sind die Fotos
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