Schwedens Kunstmarkt: Dominiert von wenigen Akteuren
- Therése Olofsson
- 22. Sept. 2015
- 3 Min. Lesezeit
Kunst ist längst nicht mehr nur etwas, was man in einem Museum oder einer Ausstellung betrachtet. Kunst wurde in den letzten Jahren immer mehr zu einer Handelsware, in die man viel investieren und mit der man gutes Geld verdienen kann. Auf dem Kunstmarkt stellen sich ständig neue Verkaufsrekorde ein, der globale Kunstmarkt erreichte 2014 ein neues Höchstmaß von 51 Milliarden Euro. Erst in diesem Frühjahr wurde das Picassogemälde „Les femmes d’Alger” für 160 Millionen Dollar verkauft. Ein Allzeit-Rekord – bis jetzt.
In Zeiten unsicherer Börsenkurse scheint Kunst eine lohnende Investition zu sein. Sie bringt einen besseren Ertrag mit zugleich niedrigerem Risiko. Zwar wurde auch der Kunstmarkt durch die Wirtschaftskrise 2008 und 2009 beeinflusst, so dass die Preise sanken. Doch erholten sich diese schnell und der Trend ist weiterhin steigend. Der Kunstmarkt-Informationsdienst Artprice spricht von einem derzeitigen Höchstniveau. Allerdings gleicht der Kunstmarkt nun auch mehr und mehr dem Börsenmarkt. Spekulationen und Hypes um bestimmte Künstler wachsen. Im letzten Jahrzehnt wurde oft von einer Kunstblase gesprochen, geplatzt ist diese aber noch nicht.
Auch in Schweden läuft der Kunsthandel gut. 2014 trug Stockholm mit 0,4 % zum globalen Kunstvertrieb bei. Damit steht es auf einer Stufe mit Berlin (ebenso 0,4 %) und München (0,5 %). In Schweden sind es vor allem die großen Auktionshäuser, die den Löwenanteil des Vertriebs abwickeln. Diese bewerten Kunstgegenstände, die anschließend in einem Katalog vorgestellt werden. Die Zahl der Online-Auktionen wächst, dies wirkt sich positiv auf den gesamten Vertrieb aus. Somit kann ein größerer Teil des Marktes erreicht werden.
Bukowskis ist eines der größten schwedischen Auktionshäuser. 2014 verkaufte es Andy Warhols Bild „Last Supper“ für über 58 Millionen schwedische Kronen. Damit ist es das teuerste Bild, das jemals in Schweden verkauft wurde. In einer Pressemitteilung von Bukowskis heißt es, dass 2014 als Rekordjahr für die Kunst in die Geschichte eingehe. Sowohl die internationalen Auktionshäuser als auch Bukowskis haben das Image des Kunstmarktes als spannende und expansive Branche gestärkt.
Anna Persson, Leiterin der Kunstabteilung und Spezialistin für zeitgenössische Kunst bei Bukowskis, sagt: „Das Interesse für Kunst ist größer als jemals zuvor. Die Sehnsucht nach einem gemeinsamen Kulturerbe ist groß. Moderne und klassische Werke erreichen ein neues Rekordniveau. Gleichzeitig wächst das Interesse für zeitgenössische Kunst. Es gibt etwas in der Kunst, dass uns herausfordert und das uns zwingt, uns mit der Welt auseinander zu setzen. In einer Welt, die sich immer schneller dreht und immer kommerzieller wird, braucht der Mensch Beständigkeit und etwas, das bleibt.“
Aber der Erfolg der Auktionshäuser geht auf Kosten der Kunstgalerien in Schweden. Die Galerien, die direkt die Künstler vertreten, benötigen oft längere Zeit, um ein Interesse für den Künstler aufzubauen. Auch die Preise können nicht so hoch angesetzt werden wie in den Auktionshäusern. Galerien haben meist nicht die Ressourcen, um auf dem Markt zu bestehen. Die Auktionshäuser schaffen es auch besser, die gefragte zeitgenössische Kunst zu verkaufen, so dass sie gerade auch hier in starker Konkurrenz zu den Galerien stehen.
Die Wirtschaftskrise traf die Galerien schwerer als die Auktionshäuser und viele mussten schließen. Außerdem konzentrieren sich die Kunstgalerien auf Stockholm, im Rest des Landes ist das Angebot erheblich geringer – anders als in Deutschland mit seiner traditionell sehr hohen Dichte an kleinen Galerien. Und die Künstler? Auch sie sehen keine großen Chancen auf dem Markt, nur wenige können von ihrer Kunst leben. Nach einer Umfrage von KRO und KIF (schwedische Kunstorganisationen) verdienen 64 % der Künstler in Schweden umgerechnet 1.300 Euro oder weniger pro Monat, nicht wenige müssen sich mit einem Nebenjob über Wasser halten. Nur 21,6% verdienen mehr als 75% ihres Einkommens mit ihrer künstlerischen Tätigkeit.
Fazit: Kunst ist auch in Schweden tatsächlich in Mode, und wer geschickt investiert, kann damit viel Geld verdienen. Aber der Markt konzentriert sich auf wenige Institutionen und Personen. Die Galerien und Künstler sind nur ein kleiner Teil des Marktes.
Akteure des schwedischen Kunstmarktes
Stockholms Auktionsverk wurde 1674 vom Freiherrn Claes Rålamb gegründet, es ist damit das älteste aktive Auktionshaus der Welt. Zu den Kunden zählten Carl Michael Bellman, August Strindberg und Selma Lagerlöf. Stockholms Auktionsverk gehört heute zu den führenden nordischen Marktplätzen für Kunst, Kunsthandwerk und Antiquitäten. Neben zwei Standorten in Stockholm gibt es Filialen in Göteborg und Malmö. www.auktionsverket.se
Weitere Akteure: Bukowskis, www.bukowskis.com, ein führendes Auktionshaus, bei dem man sogar Immobilien ersteigern kann. Die Galleri Nordenhake ist in Stockholm und Berlin vertreten und ein Beispiel für einen in Schweden eher seltenen Galeristentypus, www.nordenhake.com. Außerdem Göteborgs Auktionsverk, Göteborgs konstförening, Uppsala auktionskammare und Åmells konsthandel, Stockholm, führend für skandinavische Kunst, www.amells.com
Comments