Als der Jultomte keinen Bock mehr hatte - Was Ihr über das schwedische Weihnachtsmännlein wissen müs
- Therese Sörman
- 11. Dez. 2017
- 3 Min. Lesezeit

Am Weihnachtsabend klopft der Jultomte (Weihnachtsmann) häufig an den Türen der
schwedischen Häuser und bringt die Geschenke. Aber warum heißt er Tomte und wann wurde er populär? Der Name erzählt von unterschiedlichen Traditionen. In der schwedischen Folklore gibt es bekanntlich eine Menge von Naturwesen wie Tomte, Nisse und Vätte, die irgendwie mit Weihnachten verknüpft wurden.
Der Tomte, vergleichbar mit Heinzelmännchen oder Wichteln, ist ein altes nordisches Wesen, das trotz der Christianisierung überlebt hat. Der Name stammt vom Wort ”Tomt” her, was Grundstück bedeutet. Der Tomte lebte nämlich auf Bauernhöfen, er war so klein wie ein Kind, aber das Gesicht sah aus wie das eines alten Mannes. Er lebte allein und war der Schutzgeist des Hofs. Die Bauern

sollten den Tomte niemals ärgern, dann könnte er sehr böse werden, er war nämlich eine temperamentvolle Figur. Dafür war es sehr wichtig, sich gut um den Hof und Tiere zu kümmern und hart zu arbeiten, sonst konnte der Bauerhof von Unglück getroffen werden. Der Tomte war (fast immer) sehr nett zu den Tieren, besonders zu den Pferden.
Am Weihnachtsabend, als ein Dank für die Arbeit, wurde eine Schale Milchreis für den Tomte beim Haus aufgestellt. Den süßen Milchreis mag er am liebsten und gerne mit Butter, der Milchreis wird bis heute in Schweden „Tomtebrei“ genannt. Die Tradition, den „Geistern“ etwas zu opfern, kam aus der heidnischen Kultur, hat jedoch der Kirche nicht gefallen. Es ist aber noch heutzutage nicht ungewöhnlich, eine Schale Milchreis für den Tomte zu geben.

Der moderne Weihnachtsmann, der heutzutage in Schweden gesehen wird, kam in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Weihnachtsmann-Bilder der Künstlerin Jenny Nyström waren eine Mischung aus dem christlichen Sankt Nikolaus und dem älteren Tomte. Nyströms Weihnachtsbilder haben die schwedische Weihnachtskultur geprägt und kursieren bis heute alljährlich als Weihnachtskarten.
Nissar und Vättar
In Dänemark und Norwegen gibt es ein ähnliches Wesen, der Nisse genannt wird. Nisse kommt aus „Niels“ und ist der dänische Name für Nikolaus. In Dänemark und Norwegen kommt der Julenisse mit den Geschenken. Der Tomtenisse auf Schwedisch hat verschiedene Bedeutungen, ist oft der Assistent des Weihnachtsmanns in der Werkstatt, wo die Geschenke hergestellt werden. Die Vättar waren wie ein Tomte, aber lebten unterirdisch zusammen in Familien. Das Wort „Vätte“ kommt aus dem altnordischen vættr und heißt einfach „übernatürliches Wesen“ und ist auch verwandt mit dem deutschen Wort Wicht. Die sind kleiner als der Tomte, und immer in grauen Klamotten. Als der Tomte könnten sie auch verärgert werden, deshalb sollte man nicht sie stören. Vättar als Weihnachtsdekorationen könnt Ihr übrigens hier bekommen:
Julbocken
Der Weihnachtsbock hat eine lange Tradition in den schwedischen Weihnachtsfeiern. Weihnachtsgeschenke wurden Ende des 18. Jahrhunderts in den adligen und bürgerlichen Familien gewöhnlich, und dann wurde auch einen Austeiler gebraucht. Der Bock kam mit den

Weihnachtsgeschenken spät am Abend, die Verkleidung waren Hörner und Maske und ein Schaffell über dem Körper. Nach der Jahrhuntertwende 1900 wird es gewöhnlicher, dass der Tomte die Weihnachtsgeschenke bringt, der Bock konnte noch den Sack tragen. Hundert Jahre später ist der Julbock im Grunde verschwunden, lebt aber in z.B. Elsa Beskows Kinderbuch „Weihnachten mit Peter und Lotta“ weiter. Der Strohbock ist bis heute eine sehr beliebte Weihnachtdekoration, er steht an den Türen, hängt in den Fenstern.
Der größte Strohbock der Welt kommt aus Gävle, wo er jährlich am ersten Advent aufgebaut wird. Dort ist allerdings alle Jahre wieder die Frage, wie lange er da überlebt, denn es ist ein fragwürdiger Sport geworden, das große Strohvieh anzuzünden. Hier könnt Ihr über die Webcam schauen, ob er noch steht:
Es ist nicht ganz klar, warum der Tomte so populär geworden ist. Ein Grund kann sein, dass Weihnachten ein kinderfreundliches Fest wurde, und der Weihnachtsmann ist einfach eine schönere und gemütlichere Figur als der gruselige Bock. Außerdem wurde der Weihnachtsmann, Santa Claus, immer beliebter in den Vereinigten Staaten und die Europäer ließen sich von den Amerikanern beeinflussen.
Der Jultomte wohnt auf jeden Fall in Schweden, und für die Kinder, die ihre Wunschlisten zu Tomten schicken wollen, kann das an folgen Adresse machen:

Herr Tomte
Tomteboda 173 00
Schweden
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