Kein Heiligabend ohne Donald Duck - Wie Weihnachten in Schweden gefeiert wird
- Julia Bardh
- 12. Dez. 2017
- 3 Min. Lesezeit
Dass es in Schweden normalerweise kälter im Winter als in Deutschland ist, und dass es dort Schnee am Weihnachten gibt, ist für viele Deutschen keine Überraschung. Aber wie sehen die Weihnachtstraditionen aus und was macht man eigentlich während der Weihnachtstagen in diesem nördlichen Land?
Zu Weihnachten stehen auch in Schweden das Essen und die Gesellschaft mit der Familie im Mittelpunkt. Der wichtigste Tag des Weihnachtens in Schweden ist Heiligabend am 24. Dezember, wenn der schwedische Weihnachtsmann die Geschenke der großen und kleinen Kinder bringt.

Aber auch der kleine Weihnachtsabend am 23. Dezember hat einige Traditionen – er dient der Vorbereitung auf den großen Tag. Nun ist es Zeit, die letzten Vorbereitungen, mit denen man schon im Advent begonnen hat, fertig zu stellen. Besonders geht es nun darum, das Essen vorzubereiten; vor allem den traditionellen Weihnachtsschinken, der gekocht und im Ofen gebacken werden muss.
An diesem Abend findet auch die sogenannte Uppesittarkväll statt; der Abend vor Weihnachten setzt sich die ganze Familie aufs Sofa hin um in einer Lotterie namens BingoLotto im Fernsehen teilzunehmen. Hört sich vielleicht verrückt an, aber der Fernseher macht tatsächlich einen großen Teil der schwedischen Weihnachtsfeier aus. Es gibt sogar einen Programmleiter dafür – jedes Jahr wird eine berühmte Person ausgewählt, um die Zuschauern durch den Heiligabend zu begleiten.

Die Programleiterin im Fernsehen am Heiligabend 2016 - die Sängerin Sanna Nielsen. Foto: Janne Danielsson/SVT
Mit Donald Duck als Teil des Heiligabends

Der Höhepunkt an Weihnachten ist für viele nämlich um 15 Uhr am 24. Dezember, weil dann ein stundenlanges Programm mit kurzen Teilen von Disney-Filmen im Fernsehen anfängt. Diese Sendung ist jeden Heiligabend seit 1960 um diese Uhrzeit gezeigt worden, doch mit kleine Veränderungen für jedes Jahr, und wird von anderen traditionelle Sendungen, hauptsächlich schwedische Filme, Komödien und Programme für Kinder gefolgt.
Es gab schon Vorschläge, die Disney-Filme raus aus dem Programm zu nehmen, aber dem wurden mit lauten Einsprüchen vor allem unter den Erwachsenen begegnet. Donald Duck an Weihnachten ist eine Erinnerung an die Kindheit der Menschen, die in den siebziger Jahren geboren wurden, und deswegen ist es so wichtig für sie, diese Tradition zu behalten, selbst wenn ihre eigenen Kinder schon ihre eigenen Computer haben.
„Julbord“ sowie bei IKEA
Irgendwann muss man auch essen. Dafür gibt es keine Uhrzeit, aber entweder vor oder nach Donald Duck und seine Freunde, denn gegen die Uhrzeit 15 Uhr kann man nichts tun. Das schwedische Weihnachtsmenü hat viele Bestandteile und jeder hat sein Lieblingsgericht, ungeachtet ob marinierter Hering, köttbullar (Fleischklößchen, sowie bei IKEA), verschiedener Würste, Weihnachtsschinken, Rotkohl, Rippchen, Schweinesülze, verschiedene Fische oder Janssons frestelse („Janssons Versuchung“ – ein Kartoffelauflauf mit Anchovis). Dazu trinkt man gerne Julmust (Kräuterlimonade, die nur an Ostern und Weihnachten erhältlich ist), Bier und Schnaps.

Das gesamte Essen wird julbord genannt, was übrigens „Weihnachtstisch“ bedeutet und ein naher Verwandter des bekannten schwedischen smörgåsbord ist. Die Gerichte stammen aus der Zeit, als die meisten Schweden Bauern waren, und als ein Schwein am Ende des Jahres geschlachtet wurde. Deswegen besteht das julbord aus so viel Fleisch – man musste einfach so viel Essbares wie möglich vom Schwein gewinnen. Heutzutage hat sich die Gesellschaft verändert, aber die Tradition lebt, und das julbord wird auch in Restaurants monatelang vor Weihnachten angeboten.
Das Warten auf den Weihnachtsmann – ein Tanz um den Baum
Nach dem Essen kommt in der Regel der Weihnachtsmann mit den Geschenken, aber manchmal ist das Warten auf ihn lang, was zum ein bisschen Unterhaltung einlädt. Wenn man sich nicht wieder vor dem Fernseher hinsetzt, gibt es auch die Tradition, um den Weihnachtsbaum zu tanzen. Die ganze Familie oder Verwandtschaft bildet einen Kreis und tanzt um den Baum herum, lustige Weihnachtslieder singend. Der Weihnachtsbaum ist der Mittelpunkt des Fests in den schwedischen Häusern. Diese ursprünglich in Deutschland vorkommende Tradition, wurde im 19. Jahrhundert ein fester Bestandteil der schwedischen Weihnachtsfeiern.

Nach dem Tanzen kann man sich einen Schluck glögg (eine Art Glühwein) nehmen, bis der Weihnachtsmann endlich kommt. An den kommenden zwei Tagen ist das Schema lockerer. Während des Ersten und Zweiten Weihnachtsfeiertags trifft man einfach die Verwandten, die man nicht bereits am Weihnachtsabend gesehen hat, oder nutzt die Zeit zur Erholung.

Sportinteressierte freuen sich auf das jährliche Derbyspiel in Bandy, ein in Schweden beliebtes und auf Eis ausgetragener Sport und Vorläufer des heutigen Eishockey. Derbyspiele finden jedes Jahr am 26. Dezember statt, und sind eine Feier und Tradition seit den dreißiger Jahren.
Weihnachten als ein religiöser Feiertag ist in Schweden also nicht mehr besonders hervorragend. Es ist aber immer noch eine Tradition für nicht wenige, zur Mitternacht am Abend des Heiligenabends oder zur Frühmesse am 25. Dezember in die Kirche zu gehen.
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