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Kunst, Theater und Fußball – Ein schwedisches Fußballmirakel

  • Daniel Nilsson
  • 17. Okt. 2017
  • 3 Min. Lesezeit

Vor sechs Jahre waren sie ein kleiner Club im entfernten, nord-westlichen Schweden. Sie spielten in der vierthöchsten Spielklasse der schwedischen Fußballligen, für ein Publikum von weniger als 500 Zuschauern. Heute spielen sie in der Europa League. Ihr Ziel? Champions League.

Im Herzen der skandinavischen Halbinsel liegt die Stadt Östersund, in der Provinz Jämtland in nord-westlichen Schweden, mit knapp 50.000 Einwohnern. Aufgrund der geographischen Lage ist die Stadt sehr gut für Wintersport geeignet. Sie hat mehrere Skipisten und Skiliftanlagen, und die Biathlonanlage hat im Winter insgesamt 89 Kilometer Langlaufloipe. Mit der Absicht, Touristen im Winterhalbjahr anzulocken, hat sich Österstund als „die Winterstadt“ profiliert. Seit ein Paar Jahre steht aber ein anderer Sport im Rampenlicht: Fußball.

Trotz der großen Hoffnungen bei der Gründung des lokalen Fußballvereins Östersunds Fotbollsklubb (kurz: Östersunds FK) im Jahr 1996, waren die ersten 15 Jahre in dessen Geschichte ein Kampf um einen Platz in der zweiten Liga. Erst mithilfe zweier britischer Trainer, eines ehemaligen Oberstleutnants und eines unorthodoxen Trainingsprogramms wurde das Potential des Clubs realisiert. Von 2011 an stieg Östersunds FK von der viertklassigen Division 2 zu erstklassigen Allsvenskan 2015. 2017 spielt das Team in der Europa-League und hat hier Mannschaften hatte zuletzt das Team große europäische Mannschaften wie die deutsche Hertha Berlin bezwungen.

Warum der plötzliche Erfolg? Die zwei britischen Trainer, Graham Potter und Billy Reid, haben zusammen mit dem Vorsitzenden, dem ehemaligem Oberstleutnant Daniel Kindberg, eine ungewöhnliche Teambildungsmethode verwendet: Kultur. Das Team hat gemeinsam Bücher geschrieben, Kunst ausgestellt und sogar Tchaikovskys Ballet Schwanensee aufgeführt. Niemand wird verschont; Spieler, Trainer, Mitarbeiter und der Vorsitzende machen mit. Weiterhin engagieren sich die Spieler ehrenamtlich für die Gesellschaft. Sie geben gratis Spieltickets zu Flüchtlingen, laden sie zum Training ein und organisieren Nachtwachen.

Die Performances und das Ehrenamt sollen vor allem zwei Fähigkeiten trainieren – Mut und Entscheidungsfähigkeit. Dadurch kann die Mannschaft flexibler und vielfältiger spielen. Der Kapitän, Brwa Nouri, sagt, wenn man das Lampenfieber besiegt habe, bekomme man das Gefühl, als ob man alles machen könne. „Wir machen es, damit wir mutiger auf dem Spielfeld werden“.

Nicht nur die Spieler sind aufgeblüht. Seit der Gründung der Mannschaft im Jahr 1996 ist das Stadion in Östersund Schritt für Schritt verbessert worden. 2007 wurde die Jämtkraft Arena gebaut, und als Östersunds FK den schwedischen Fußballpokal gewann, wurde sie umgebaut. Heute hat sie mehr als 8.000 Plätze, eine große Veränderung zu den ehemals knapp 500 Zuschauern. Dank des Erfolgs hat der Verein heute einen Umsatz von 6,15 Millionen Euro – 2010 lag er bei 300.000 Euro.

Was vor nur sechs Jahren undenkbar war, ist heute möglich. Die kleine Fußballmannschaft aus der entfernten Wintersportstadt streitet jetzt um einen Platz in der Europa League. Und sie sind noch nicht fertig. Östersunds FK hat nur ein Ziel im Blick: Champions League. „Ich werde nicht zufrieden sein, bevor wir Meister sind“, sagt Daniel Kindberg. „Wenn man am Mittelfeld strebt, hat man zugegeben, dass es in Ordnung ist, ein Fußballspiel zu verlieren. Es ist es nicht.“

Bild: Cheftrainer Graham Potter

Fakten:

  • Nach der offiziellen, schwedischen Definition ist Östersund die einzige Stadt in der Provinz Jämtland.

  • Östersunds FK wurde 1996 von den drei Mannschaften Ope IF, IFK Östersund und Östersund/Torvalla FF zusammengestellt.

  • Schweden hat 10 Spielklassen. Die höchsten sind Allsvenskan und Superettan.

  • Der schwedische Fußballpokal (schw: Svenska Cupen) ist der nationale Pokalwettbewerb für schwedische Vereinsmannschaften. Der Gewinner ist automatisch für UEFA Europa League qualifiziert.

 
 
 

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